Impfungen bei Katzen

Zum Thema Impfen bei Katzen gibt es allein in Deutschland tausende von Internetseiten, Blogs, Foren etc., die sich darüber auslassen. Die meisten Texte stellen jedoch nur Pro und Contra gegenüber und lassen den Leser ratlos zurück. Wir geben Dir eine klare Antwort auf die Frage „Soll ich meine Katze impfen?“ und erklären auch, warum.
Unser Grundgedanke dabei ist, den Sinn des jeweiligen Impfschutzes zu hinterfragen. Denn die Diskussion darüber, ob eine vielleicht Impfung schädlich ist oder nicht, wird völlig überflüssig, wenn die Impfung vor einer Krankheit schützen soll, die gar keine Gefahr ist.
Du wirst im Zusammenleben mit Deiner Katze immer wieder mit den Impfungen gegen Tollwut, FeLV (umgangssprachlich Leukose genannt) und Schnupfen/Seuche (RCP) konfrontiert. Deshalb nehmen wir diese 3 Impfungen hier genauer unter die Lupe.

Die Tollwut Impfung

Die Frage ist schnell beantwortet: Eine Tollwut-Impfung ist für eine in Deutschland lebende Katze eigentlich völlig unnötig. Warum? Ganz einfach, Deutschland gilt seit dem 28. September 2008 als Tollwut frei.
Wer sagt das? Das Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft:

Zitat: „Offiziell gilt Deutschland seit dem 28. September 2008 als Tollwut frei. An diesem Datum hatte Deutschland eine entsprechende Erklärung der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) übergeben. Voraussetzung für eine solche Erklärung ist, dass die Vorgaben des Tiergesundheitskodex für die Landtiere des OIE erfüllt sind. Diese sehen vor, dass in den vergangenen zwei Jahren kein Fall von Tollwut bei Menschen oder Tieren festgestellt wurde. Da der letzte Fall von Tollwut in Deutschland am 3. Februar 2006 bei einem Fuchs im Kreis Mainz-Bingen (Rheinland-Pfalz) auftrat, erfüllt Deutschland seitdem die Bedingungen für die Anerkennung als frei von Tollwut.“
Quelle:
BMEL – Tollwutfreies Deutschland

Die Ständige Impfkomission sagt dazu folgendes:

Zitat: „Vor diesem Hintergrund scheint eine flächendeckende Impfung der Hunde- und Katzenpopulation in Deutschland
nicht mehr angemessen zu sein. Die Impfung (Grundimmunisierung und Wiederholungsimpfungen) sollte wie in anderen Mitgliedsstaaten der EU mittlerweile üblich, sich auf Risikotiere und Tiere, die innergemeinschaftlich verbracht werden, beschränken. Folglich müssten nur Hunde und Katzen für den freien Verkehr innerhalb der EU regelmäßig gegen Tollwut geimpft und diese Impfung im Heimtierausweis dokumentiert werden.“
Quelle: Ständige Impfkomission – Leitlinie zur Impfung von Kleintieren (Abschnitt Erkrankungen bei Hunden>Tollwut)

Warum dann „eigentlich“ völlig unnötig?
Das erklärt die Ständige Impfkomission auch im nächsten Satz:

Zitat: „Geimpfte Tiere sind jedoch nach der derzeit gültigen Tollwut-Verordnung bessergestellt, da von ihrer Tötung
nach einer Exposition mit einem an Tollwut erkrankten Tier oder einem seuchenverdächtigen Tier abgesehen werden kann, während nicht geimpfte Tiere auf jeden Fall getötet werden. Einzig aus diesem Grund wird Tollwut in den Impfempfehlungen weiterhin noch als Core-Komponente weitergeführt.“

Update 2022
Im Abschnitt für Katzen sagt die STIKO mittlerweile selbst:

„Eine Impfung gegen Tollwut gilt als Non-Core-Vakzinierung, da Katzen nur unter bestimmten Bedingungen geimpft werden sollten. Bei Katzen ohne Freilauf, die nicht grenzüberschreitend reisen, sollte
auf die Tollwutimpfung verzichtet werden. Bei Katzen mit Freilauf wird die Impfung derzeit noch
empfohlen, obwohl die terrestrische Tollwut in Deutschland getilgt ist, da gegen Tollwut geimpfte
Tiere nach der Tollwutverordnung bei einem Kontakt mit ansteckungs- oder seuchenverdächtigen Tieren bessergestellt sind.
Quelle: Ständige Impfkomission – Leitlinie zur Impfung von Kleintieren (Abschnitt Erkrankungen bei Katzen>Tollwut>Prophylaxe)

Was bedeutet das nun für Dich als Katzenbesitzer?
Die Gefahr, dass sich Deine Freigängerkatze mit Tollwut in Deutschland ansteckt ist mikroskopisch gering. Dies könnte wenn überhaupt nur durch illegal eingeführte Hunde geschehen, die wiederum andere Hund infizieren bevor sie selbst daran erkranken. Und dieser infizierte Hund müsste dann bevor er selbst erkrankt Deine Katze beissen.
Es gibt also für Katzen die in Deutschland sind und nicht ins Ausland reisen, keinen wirklich vernünftigen Grund mehr, sie gegen Tollwut impfen zu lassen.
Wenn Du Deine Katze trotzdem gegen Tollwut impfen lassen möchstest, dann Frage bei Deinem Tierarzt nach den Impfstoffen die länger als ein Jahr halten. Wir würden hier den zusatzstoffreien Impfstoff von Merial empfehlen, der 3 Jahre hält, wenn die Katze einmal grundimmunisiert worden ist.

Zu diesem Thema gibt es auch einen sehr guten Artikel vom Tierarzt Ralph Rückert Tollwut-Impfung: Wirklich noch nötig?

Einzige Ausnahme: Meine Katze muss reisen oder kommt aus einem anderen Land zu mir, dann gibt es leider Bestimmungen, die zwingend vorschreiben, dass die Katze (oder auch der Hund) eine gültige Tollwut-Impfung hat.
Das ist auch der Grund, warum Tiere, die nach Deutschland vermittelt werden, vor der Ausreise gegen Tollwut geimpft werden.

Die FeLV ("Leukose") Impfung

Auch hier ist die Antwort eindeutig: Ist deine Katze Freigänger, dann ist die Impfung sinnvoll. Es sei denn, sie kann das Grundstück nicht verlassen und hat keinen Kontakt zu anderen Katzen.
Lebt deine Katze in Wohnungshaltung, dann ist die Impfung sinnlos. Deine Katze kann sich nur mit FeLV anstecken wenn sie engen Kontakt mit einer anderen Katze hat, die mit dem FeLV Virus infiziert istE. Das Virus selbst überlebt außerhalb der Katze nur wenige Minuten. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass Du Deiner Katze FeLV „unterm Schuh“ mit nach Hause bringst.
Und natürlich ist die Impfung überflüssig, wenn deine Katze bereits FeLV positiv ist. Bevor Du Deiner Katze die FeLV Impfung geben lässt, muss Deine Katze auf FeLV getestet werden. Das ist sehr sehr wichtig, denn Impfungen können für FeLV infizierte Katzen lebensbedrohliche Auswirkungen haben.

Interview Nina Ruge mit Frau Prof. Dr. Katrin Hartmann  von der Tierärztliche Fakultät LMU München

Zitat: „Nina Ruge: Und wenn ich die Katze ausschließlich im Haus halte?
Prof. Dr. Katrin Hartmann: Dann sollten Sie nicht gegen FeLV impfen, denn dann ist das Risiko der Fibrosarkomentwicklung höher als das Risiko einer Infektion. Und auch bei einer alten Katze sollten Sie nicht impfen, denn alte Katzen haben ein sehr geringes Infektionsrisiko. Diese Risiken sollte man immer gegeneinander abwägen. Die Geschichten, man könnte das Virus über die Schuhe in die Wohnung tragen, stimmen nicht. Das Virus lebt außerhalb des Körpers höchstens ein paar Minuten; da kann keine Übertragung durch Schuhe stattfinden.“
Quelle: Interview Nina Ruge mit Prof. Dr. Katrin Hartmann -letzte Seite links unten- (Tierärztliche Fakultät LMU München)

Schützt die Impfung? Ja.
Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht, aber die FeLV-Impfung hat laut Virologen (mit einer haben wir auch persönlich gesprochen) einen ziemlich sicheren Schutz. Da sich das Virus nicht so einfach wie beispielsweise ein Schnupfen überträgt, ist die Katze mit der Impfung auch als richtiger Freigänger gut geschützt.
FeLV gibt es übrigens in fast allen europäischen und auch nicht europäischen Ländern. Geschätzt sind laut Prof. Dr. Katrin Hartmann (LMU Uni München) zwei bis drei Prozent aller Katzen infiziert.

Katzenschnupfen und Katzenseuche (Feline Panleukopenie) Impfung

Diese Impfung wird meist als Kombi-Impfung angeboten, also eine Impfung für beides.
Ist die Impfung sinnvoll? Ja, aber nur bei ganz jungen Katzen, also kleinen Kitten, und dabei ist nur der Schutz vor der Katzenseuche der wichtige Teil der Impfung.
Erwachsene Tiere, egal ob in Wohnungshaltung oder Freigang und besonders die, welche schon mal geimpft worden sind, brauchen definitiv nicht mehr geimpft zu werden.
Bevor wir erklären, warum nur Kitten diese Kombi-Impfung erhalten sollen, gehen wir auf den Teil „Katzenschnupfen“ in dieser Impfung ein. Der Schutz dieser Impfung ist nur sehr, sehr schwach, weil nur gegen ganz wenige Virenstämme geimpft wird. Die Katzenschnupfen Viren mutieren jedoch ständig und somit ist es im Grunde Glück, dass die Katze überhaupt ausgerechnet mit dem Virusstamm in Kontakt kommt, gegen die sie geimpft ist. Außerdem ist für eine erwachsene, gesunde Katze der Katzenschnupfen keine wirkliche Gefahr. Dies kann man mit den Grippe-Impfungen und der Grippe an sich vergleichen. Ständig gibt es neue Grippeviren und ständig wird deswegen ein neuer Impfstoff für uns Menschen entwickelt, weil der „alte“ Impfstoff gegen die neue Version des Feindes nicht mehr schützt. Und für einen gesunden, erwachsenen Menschen ist eine Grippe auch nicht wirklich gefährlich. Deswegen lassen sich die meisten Menschen auch nicht impfen. Kranke Menschen dürfen nicht geimpft werden.
Und genau das ist der Grund, warum Du Deine erwachsene, gesunde Katze auch nicht gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche impfen lassen musst.
Warum eine erwachsene Katze auch nicht gegen Katzenseuche geimpft werden muss?
Simple Antwort, die Katzenseuche ist nur für Kitten wirklich gefährlich. Erwachsene Tiere erkranken nicht an der Katzenseuche, egal ob geimpft oder nicht. Und selbst wenn, und das ist wirklich unwahrscheinlich, verläuft die Erkrankung kaum merkbar oder im schlimmsten Fall mit milden und gut behandelbaren Symptomen. Und das hatten wir in all den Jahren noch nie.  Katzenseuche ist eine reine „Welpenkrankheit“.
Das belegen auch viele wissenschaftliche Beiträge:

Zitat: „Die Panleukopenie ist eine durch das feline Parvovirus (FPV) hervorgerufene Infektionskrankheit der Katzen. Betroffen sind vor allem noch nicht immunkompetente Jungtiere.“
Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Panleukopenie_der_Katzen

Zitat: „Die Katzenseuche (Feline Panleukopenie) ist eine hoch ansteckende, mitunter tödlich verlaufende Allgemeinerkrankung vor allem von jungen, kranken und ungeimpften Katzen im Alter von 6 bis 16 Wochen.“
Quelle: https://www.msd-tiergesundheit.de/News/Fokusthemen/Impfempfehlungen_Hund_Katze/Katzenseuche.aspx

Zitat: „Die Panleukopenie ist eine häufig tödlich verlaufende, ansteckende Viruserkrankung bei Katzen. Sie wird auch als Katzenseuche, Katzenstaupe, infektiöse Enteritis der Katzen, infektiöse Agranulozytose und Katzenpest bezeichnet. Die Erkrankung verläuft bei jungen, ungeschützten Katzen in der Regel perakut bis akut und die Todesrate kann hier bis zu 75 Prozent betragen. Bei Katzen, die älter als 4 Monate sind, ist der Verlauf eher mild oder verläuft sogar gänzlich ohne klinische Symptome.“
Quelle: https://www.idt-tiergesundheit.de/tierhalter/katze/krankheitsbilder/katzenseuche/

Von diesen Infos findest Du noch unendlich viele.
Diese Aussagen bestätigen alle Tierärzte, mit denen wir gesprochen haben. Kein Tierarzt hatte je eine erwachsene Katze mit Katzenseuche in Behandlung.

Merke:

Nur Freigänger sollten gegen FeLV geimpft sein – und auch nur gegen FeLV.

Nur Kitten sollten gegen Katzenseuche (Panleukopenie) geimpft werden, leider ist dies meist nur als Kombi-Impfung mit Schnupfen erhältlich.

Erwachsene Katzen in Wohnungshaltung müssen auf keinen Fall geimpft werden, gegen gar nichts, das wäre sinnlos.

Und die Tollwut Impfung ist für Katzen die in Deutschland bleiben, ziemlich sinnlos.

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